Daten der Kirchengeschichte
Buchvorstellung - 14.01.2009
Georg Schwikart
Christentum
Die 100 wichtigsten Daten (GTB 1390)
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus. 2002
143. S., € 8.50
ISBN 3-579-01390-4
2000 Jahre Kirchengeschichte in 100 Daten zu fassen, ist kein leichtes Unterfangen. Der Religionswissenschaftler Georg Schwikart hat sich diesem Anspruch gestellt. Herausgekommen ist ein leicht lesbares Büchlein, das wichtige Ereignisse und Entwicklungen mit markanten Daten verbindet, ergänzt durch eine Reihe von prägnanten Zitaten.
Über die Auswahl ließe sich natürlich trefflich streiten. Unterbelichtet sind sicher die ersten Jahrhunderte des Christentums. Publiziert in einem evangelischen Verlag, nehmen die Ereignisse der Reformation und die Entstehung der unterschiedlichen protestantischen Kirchen und Gruppen einen wichtigen Platz ein. Zu Wort kommen aber auch wichtige Vertreter der Spiritualitätsgeschichte, wie Meister Eckhart und Blaise Pascal, oder der Religionskritik wie Ludwig Feuerbach und Sören Kierkegaards. Schwikarts Perspektive geht von der Langzeitwirkung der Ereignisse aus, weshalb er immer wieder die Entwicklungslinien bis in die Gegenwart verfolgt.
Ein solch konsequent ökumenisch ausgerichteter Blick auf die Kirchengeschichte lässt denn auch manche Wertungen mit Erstaunen wahrnehmen. Muss denn die Ehelosigkeit der katholischen Priester immer noch als „Zwangszölibat“ (S. 29) bezeichnet werden? Dass die Ablasspraxis in den Jahrhunderten vor Luther durchaus nicht mit dem Zerrbild, das sich dem Reformator in seiner sächsischen Heimat bot, identisch war, ist mittlerweile auch erwiesen (S. 61). Und vor dem Stuttgarter Schuldbekenntnis der evangelischen Kirche Deutschlands stand das Hirtenschreiben der katholischen Bischöfe vom 23. August 1945. Dass die Säkularisation nicht mit dem 25. Februar 1803, dem Reichsdeputationshauptschuss, sondern mit der Einziehung der Kirchengüter in der Französischen Revolution verbunden wird, lässt sich rechtfertigen, ist aber in der Forschung keine übliche Perspektive. Und ob die Erklärung Dominus Jesus vom 05. September 2000 einer der Meilensteine der Kirchengeschichte wird, muss sich auch noch zeigen.
Insgesamt aber regt das Buch zum Nachdenken an. Manch liebgewordener Blick auf die Geschichte wird in Frage gestellt. Denn, wie der Autor im Vorwort sagt, auch „Randphänomene“ können die „Vielfalt der christlichen Religion“ (S. 5) illustrieren.
Joachim Schmiedl
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 33 (2004), Heft 1, S. 44.