Jesus
Mensch und Geheimnis in Glauben und Kunst
Mit Beiträgen von Ida Friederike Görres/ Wilhelm Ziehr/ Carlo Maria Card. Martini/ Bruno Forte/ Serguei Averintsev/ Hans Küng/ Adel Theodor Khoury/ Bischöfin Maria Jepsen/ Gustavo Gutiérrez/ Christoph Kard. Schönborn/ Christoph Wetzel
Freiburg u.a.: Verlag Herder. 1999/2004
240 S. m. zahlr. Farbabb., Großformat, EUR 24.90
ISBN 3-451-28361-1
Der großformatige Bild- und Textband – DIN A3 – begeistert zuerst durch seine prachtvolle Bildausstattung. Auf 240 Seiten zeigt der Band mehr als 330 Bilder der Kunstgeschichte in großen Formaten, tadellos gedruckt. Das Buch gibt damit einen breiten Querschnitt durch die Geschichte der Christusdarstellungen vom frühen Christentum bis in das 20. Jahrhundert, zu den großen Modernen, Dix, Rouault, Corinth, Beckmann, Chagall, Nolde, Jawlensky, Hrdlicka, Rainer. Die Fülle der Bilder, zwischen bekannten und unbekannten, ist fast unerschöpflich und stets überraschend.
Die Unterschriften der Bilder sind für deren Einordnung sehr hilfreich und genau, so daß man sogar angeregt wird, das ein oder andere Bild bei einer Urlaubsreise an seinem Standort im Original anzuschauen. Insofern bietet der Band auf jeder Seite schon beim einfachen Durchblättern Überraschungen und viel Informationsmaterial. Dass viele der Bilder durch ihre Druckqualität und Größe gut auf Folie zu kopieren sind, macht den Band auch medientechnisch für den Unterricht sehr brauchbar.
Die Textgliederung des Bandes ist zweigeteilt: Im Wesentlichen besteht der Text aus 11 eher populärwissenschaftlichen Beiträgen zur Christologie u.a. von I.F. Görres, D. Flusser, G. Gutiérrez, M. Jepsen, H. Küng, C. M. Martini, C. Schönborn. Die Texte sind allerdings nicht eigens für den Band entstanden. Das macht auch schon die Crux dieser Texte aus. Sie beziehen sich nicht auf die Bilder, die auf den jeweiligen Textseiten zu sehen sind. Diesen Nachteil machen aber die Bildunterschriften wieder wett. Dennoch, die Themen der informativen, kultivierten und kenntnisreichen Textbeiträge sind breit gestreut, von „Der Jude Jesus“ (D. Flusser) über „Jesus und die Weltreligionen“ (H. Küng) bis hin zu „Jesus und die Frauen“ (M. Jepsen). Ein Textbeitrag beschäftigt sich speziell unter dem Titel Bild und Inkarnation (C. Schönborn) mit bildtheoretischen Fragen.
Zwischen die o.g. großen christologischen Beiträge sind, von C. Wetzel verantwortet, 20 Beiträge zu speziellen Themen der Kunstgeschichte bzw. des Christusbildes in der Kunstgeschichte eingeschoben, so z.B. „Die Vorbilder Jesu im Alten Testament“, „Der gute Hirte“, „Das Jesusbild der Renaissance“, „Das Jesusbild von der Romanik zur Gotik“, „Dürer und das Jesusbild der Reformationszeit“, „Pantokrator“, „Der schwarze Jesus“, „Bilderstreit und Bildersturm“, „Rembrandt und das Jesusbild des Barock“ u.a.m.. Dass bei diesen Themen auch nicht vergessen wurde, Jesus auf der Bühne und im Film darzustellen, zeigt die Sorgfalt, mit der das Gesamtthema bearbeitet wurde. Alle von Wetzel erarbeiteten Texte sind gut verständlich und geben profund eine knappe Auskunft zum jeweiligen Themenbereich. Die vielen Bildbeispiele werden im Text erläutert. Eine kleine Datensammlung zum Leben Jesu schließt dem Text und Bildteil ab.
Der Band ist gewichtig und mit 240 Seiten umfangreich. Das in vielfachem Sinne umfangreiche Buch erschließt sich anhand des gut gegliederten Inhaltsverzeichnisses, eines Personenregisters u.a. mit den Namen all der Künstler, von denen Bilder gezeigt werden, und eines ikonographischen Bildregisters, so dass einzelne Bildthemen leicht zu finden sind (z.B. Verkündigung an Maria, Beschneidung, Stillung des Sturmes, Kreuztragung, Schöpfung, Gnadenstuhl, Marienkrönung). Ein Autorenregister gibt knappe Informationen über die 12 Autoren und reiht die abgedruckten Texte in deren Werk ein.
Der Band ist sorgfältig gestaltet und prachtvoll ausgestattet. Es ist eine Freude, in diesem Buch zu blättern, zu lesen und Bilder anzuschauen und zu betrachten. Jede Seite bietet bildnerische und textliche Überraschungen. Die Bilder des Buches zeigen die außerordentliche Fülle der Beiträge der christlichen Überlieferung und zur Bildgeschichte des Abendlandes und markieren damit auch, aus welcher Bilderfülle Christen heute noch schöpfen und leben können. Die Bilder zeigen aber auch die hohe künstlerische Qualität, deren sich das Christusbild auch im Religionsunterricht und in der Katechese heute noch stellen muss und macht uns manche bildnerische Ausgestaltung von Religionsbüchern und Schulbibeln als mangelhafte Kunstnachahmungen schmerzlich bewußt. Der Leser der Texte und die Betrachterin der Bilder erkennen dann schnell, welche dünne Suppe aus Texten und Bildern in manchem Religionsbuch für Schülerinnen und Schüler aller Klassen angerichtet ist.
Wer das Buch vom Verlag „fast geschenkt“ haben will, sollte es für E 24.90 unbedingt kaufen.
August Heuser
Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 33 (2004), Heft 2, S. 113.