Daniel Dettling: Eine bessere Zukunft ist möglich

Buchvorstellung - 05.05.2022

Der Zukunftsforscher Daniel Dettling analysiert zahlreiche Tendenzen der Gegenwart und zieht daraus insgesamt sehr ermutigende Schlussfolgerungen, ohne die Risken zu ignorieren.

Daniel Dettling:

Eine bessere Zukunft ist möglich

München (Kösel) 2021

gebundene Ausgabe ISBN: 3466372755

206 Seiten

20,- €

EBook EAN: 9783641279912

16,99 €

 

Daniel Dettling hat eine Ausbildung als Jurist und Verwaltungswissenschaftler und arbeitet als Zukunftsforscher und Politikberater. Er hat ein vordergründig äußerst optimistisches Buch veröffentlicht, das als Argumentation zu fünf markanten Thesen gegliedert ist.

 

Wir werden jünger und nicht zu viele. Auch wenn die Lebenserwartung steigt und die Geburtenrate in den entwickelten Ländern zurückgeht, sollte man nicht von Überalterung sprechen, weil die Menschen zugleich gesünder sind, sich jünger fühlen und viele von ihnen auch im höheren Alter zur aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen Leben bereit und in der Lage sind. Was die Menschen unterscheidet, ist weniger das biologische Alter als der Lebensstil und die Einstellung. Vor allem betrifft das die Arbeit, die jung und gesund erhält, wenn sie nicht überfordert und als sinnstiftend erlebt wird. Dettling fordert, die Altenheime abzuschaffen und durch intelligente Wohn- und Nachbarschaftsformen zu ersetzen.

 

Die Welt wird friedlicher, denn tödlicher als Krieg und Terror sind heute schlechte Konsumgewohnheiten, Einsamkeit und Verzweiflung. Arbeit muss anders bewertet werden: Nicht Banker und Spekulanten sind systemrelevant, sondern Bildungs- und Care-Arbeit. Wenn das in der Coronakrise gelernt wurde, muss es nun längerfristig in Arbeitsorganisation und beruflicher Anerkennung seine Spuren hinterlassen.

 

Die Welt wird wohlhabender, und dazu trägt vor allem Migration bei. Menschen aus Afrika, die in Europa leben, sorgen in ihren Herkunftsländern für Wohlstand, indem sie Geld in die Heimat überweisen, und sie sorgen in den Ankunftsländern dafür, dass der Fachkräftemangel nicht die Wirtschaft ausbremst. Dettling sieht Afrika als Zukunftskontinent und weist auf verschiedene Indikatoren für diese Prognose hin.

 

Die Klimakatastrophe findet nicht statt, Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum wird sich von Ressourcenverbrauch und Müllproduktion entkoppeln. Die erforderlichen Technologien werden im Eiltempo verbessert, und für die sich entwickelnden Länder ist es am wirtschaftlichsten, den Umweg über die Verbrennung fossiler Rohstoffe auszulassen und sofort in ein nachhaltiges Wirtschaftsmodell einzusteigen: Vom Holzherd zum Solarpanel.

 

Die Welt wird demokratischer, denn eine partizipative Gesellschaft, in der Ideen ausgetauscht und um die besten Lösungen gerungen wird, ist allen Formen der Despotie darin überlegen, mit den komplexen Herausforderungen der digitalen Welt zurechtzukommen.

 

Aber Dettling ist nicht naiv. Scharf analysiert er die Strategien der modernen Despoten, deren verlogene Propaganda auf eine Delegitimierung der rechtstaatlichen Strukturen und eine Dämonisierung der Eliten hinausläuft. Er weist sogar auf die latente Kriegsgefahr hin, glaubt aber, dass die liberale Demokratie eine Chance hat, den Systemwettstreit zu gewinnen, wenn wir darauf achten, dass nicht nur natürliche, sondern auch soziale Ressourcen begrenzt sind und gepflegt werden müssen.

 

Daniel Dettling bedankt sich bei Hans Rosling (1948-2017), der mit intelligenten Verfahren Daten sichtbar gemacht hat. Damit werden komplexe weltweite Entwicklungen viel leichter durchschaubar als wenn man wie Dettling Zahlen in einem Buch niederschreibt, was die Lektüre streckenweise etwas mühsam macht. Ein Besuch auf Roslings Seite gapminder.org sei also denjenigen empfohlen, die Dettlings datengesättigte Argumentation leichter nachvollziehen wollen. In Dettlings Buch kommt Religion nur ganz am Rande vor, indem das Christentum zu den Quellen des Antielitismus gezählt wird. Inwiefern Religionsgemeinschaften an der Pflege sozialer Ressourcen beteiligt sind, wird nicht reflektiert, obwohl es auch dazu Daten gibt.

Eine Rezension von Karl Vörckel

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