Mensch 4.0 Maschine 4.0 hrsg. von KIBOR

Buchvorstellung - 23.09.2021

Diese unterrichtspraktische Anleitung besteht aus sechs Modulen, in denen verschiedene Aspekte des Selbstbildes des Menschen angesichts der digital bestimmten Welt mit den Lernenden erarbeitet werden können.

Katholisches Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR):

Mensch 4.0 – Maschine 4.0

Bausteine für den Religionsunterricht an beruflichen Schulen

Göttingen (Vandenhoeck und Ruprecht) 2020

112 Seiten DIN A 4

Taschenbuch ISBN 978-35257-031-8 - 23 €

EBook (PDF) ISBN 978-36477-031-83 – 18,99 €

 

Überblick

Sechs Module des Bandes bestehen jeweils aus einer religionsdidaktischen Einleitung und Materialien für die unterrichtspraktische Arbeit an einem Teilthema. Im einleitenden Text geben Matthias Gronover und Rebecca Nowack Auskunft über das Gesamtkonzept des Bandes. Ausgangspunkt ist, dass die Digitalität dem Menschen nicht äußerlich bleibt, sondern sein Selbstverständnis verändert. Es gilt, die Technikentwicklung als sozialen Prozess anzugehen und in diesem Kontext das christliche Selbstverständnis des für Transzendenz offenen Menschen zu vermitteln. Diesem Anspruch stellen sich die Module auf vier unterschiedlichen Anforderungsniveaus an den einzelnen Schüler und die Lerngruppe. Die Arbeitsmaterialien können digital aus dem Web abgerufen werden, der Leser findet im Buch einen Zugangscode dafür.

 

Leib und Seele 4.0

In diesem Modul, das Matthias Gronover und Burkhard Henrich verfasst haben, geht es um die Allgegenwart von Smartphones und Smartwatches, die automatisierte Beobachtung, die Rückschlüsse auf entscheidende persönliche Fakten wie Gesundheit, Vorlieben oder Bonität zulässt. Wie kann die Kompetenz erworben werden, einem Optimierungszwang zu entgehen, zur Ruhe zu kommen und zu verstehen, was geschieht? Das Modul bietet Arbeitsblätter, die über die Begriffe „Algorithmus“ und „Künstliche Intelligenz“ informieren, die Bedeutung der Endgerätenutzung bewusst machen und an Selbstbestimmung appellieren.

Freiheit 4.0

Hartmut Göppel und Stephan Pruchniewicz stellen den Lernenden in diesem Modul das Dilemma vor Augen, dass der fast grenzenlose Zugriff auf Medien aller Art Freiheit bedeutet, zugleich aber Freiheit geopfert werden muss, um sich in der digitalen Welt zu bewegen. Ausgehend vom Für und Wider eines Handy-Verbotes an der Schule als Anforderungssituation schlagen die Autoren vor, den Film Invention of Trust von Alex Schaad in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung um unsere Freiheitsrechte zu stellen.

Werte 4.0

Die Digitalität stellt uns vor neue Herausforderungen, wenn es um unsere Werte geht. Johannes Gather und David Hummel schlagen als Anforderungssituation Fälle von Cybermobbing vor und fordern von den Lernenden sich über angemessenes Verhalten in der digitalen Welt Gedanken zu machen, gerade auch bei Meinungsäußerungen aus dem Schutz der Anonymität heraus. Als Medium schlagen die Autoren die Bildreihe The Ten Commandments von Keith Haring vor. Der Zyklus ist im Web zusammen mit einem Interview veröffentlicht: https://www.haring.com/!/selected_writing/ten-commandments-an-interview . Der Hinweis auf die Seite fehlt allerdings im Buch.

Glück 4.0

In diesem Modul, das Johannes Gather und Markus Kämmerling geschrieben haben, werden Glücksversprechen der digitalen Welt – Katrin Zita/ Lena Doppel: Digital Happiness Berlin (Goldegg) 2016 – mit den Seligkeiten der Bergpredigt konfrontiert, die in schülergemäßer Formulierung dargeboten werden. Das Modul bezieht das Musikvideo Like mich am Arsch ein, das via QR-Code aufgerufen werden kann.

Jobsuche

Simone Hiller und Katharina Römer helfen den Lernenden in diesem Modul, die Software Chancenermittler kennenzulernen. Diese ist einer Software nacherfunden, mit denen österreichische Jobcenter bereits arbeiten. Es geht dann um verschiedene Dimensionen der Gerechtigkeit und um die Frage, inwiefern eine Software überhaupt Chancen gerecht zuteilen kann.

Trauer

Auch das Sterben wirft in der Digitalität neuartige Fragen auf: Was ist mit den Konten des Verstorbenen, die er auf verschiedenen Webseiten angelegt hat? Soll es eine digitale Gedenkstätte auf einem der zahlreichen Trauerportale geben? Annette Bohner und Rebecca Nowack gehen in ihrem Modul von der Anforderungssituation aus, dass ein 18-Jähriger zu Tode gekommen ist und geben mit ihren Materialien den Lernenden die Möglichkeit, sich mit dieser Situation in Form eines Planspiels auseinanderzusetzen.

Abschließendes Urteil

Die Autoren haben sich eines höchst relevanten und aktuellen Themas angenommen und mit viel Kreativität unterrichtspraktische Vorschläge erarbeitet, die nicht nur in der Berufsschule, sondern auch in allgemeinbildenden Schulen ab Klasse 9 mit guten Erfolgsaussichten eingesetzt werden können. Ein kleiner Kritikpunkt: Zum Teil werden Medien vorgeschlagen, von denen mir nicht klar geworden ist, wie ich sie ohne weitere Kosten für den Unterricht beschaffen kann. Aber vielleicht habe ich noch nicht an der richtigen Stelle gesucht. Aber selbst wenn man diese Medien weglässt, kann man mit dem Buch gut arbeiten.

 

 

 

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