Georg Ringsgwandl
Das Kind vom Plattenbau
Eine Weihnachtsgeschichte
Frankfurt: Edition chrismon 2013
80 Seiten, 12.90 €
978-3-86921-124-4
Georg Ringsgwandl – Kardiologe, Kabarettist und Schriftsteller, hat eine Weihnachtsgeschichte eigener Art geschrieben. Er hat darin die damit verbundenen Bilder der unehelich schwangeren Frau, der Herbergssuche, der Niederkunft in einfachster Umgebung und der dabei anwesenden „Hirten“ aufgenommen.
Allerdings setzt er seine Geschichte in eine gänzlich andere und ungewöhnliche Umgebung. Es ist der 24. Dezember, als sich die hochschwangere und sozial instabile Marion vor der Tür ihres Freundes (und vielleicht auch biologischen Vaters ihres Kindes) Branko wiederfindet. Eine Odyssee durch Bayern beginnt. Durchgefroren wandert sie durch Cafés und versucht per Telefon eine Unterkunft zu finden. Das stellt sich so kurz vor dem Fest als völlig aussichtslos dar. Ein freundlicher Mann, Josip, der Herkunft nach Osteuropäer, nimmt sich ihrer an. Aber auch seine Familie möchte keine wildfremde Schwangere aufnehmen. Bis Mitternacht hat sich eine mehr als dürftige Unterkunft in einer Plattenbausiedlung am Rande von Garmisch-Partenkirchen gefunden und ein gesundes Kind das Licht der Welt erblickt. Die die Wohnung bevölkernden Tippelbrüder und andere, vom Leben nicht verwöhnte Menschen, feiern einen feucht-fröhlichen Weihnachtsabend, als der kleine Junge, nur mit Hilfe einer alten Frau, zur Welt kommt. Leben beginnt neu. Wie es weitergeht? Alles ist offen.
Die Geschichte ist eine Weihnachtsgeschichte insofern sie am Weihnachtsabend spielt und ein Kind zur Welt kommt. Die Konstellation der Personen nimmt zwar Bilder der biblischen Weihnachtsgeschichte auf, verfremdet sie aber dann deutlich. Auf eindrückliche Weise zeigt sich in der Ringsgwandl-Geschichte, dass gerade jene Menschen, denen aufgrund ihrer Position ganz am Rande der Gesellschaft am wenigsten zugetraut wird, ihre Türen und auch ihre Herzen bereitwilliger öffnen als jene, die aus finanziellen oder beruflichen Gründen dies weitaus besser können sollten. Menschwerdung und Nächstenliebe bekommen in der Weihnachtsgeschichte von Georg Ringsgwandl einen ganz besonderen Klang.
Barbara Wieland