Melanie Bender
Auf den Spuren von Narnia
Eine religiöse Weltgeschichte
Paderborn: Verlag Ferdinand Schöningh. 2011
175 Seiten 16,90 €
ISBN 978-3-506-77098-1
Der britische Schriftsteller C.S. Lewis entfaltet in seinen Chroniken von Narnia literarisch zahlreiche christliche Motive. Eine solche Beobachtung in der Auseinandersetzung mit dem in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts herausgegebenen, bedeutenden Fantasywerk ist sicherlich nicht neu. Melanie Bender, promovierte Münsteraner Theologin, nimmt sich nun unter dem Eindruck der in den letzten Jahren erschienenen Leinwandverfilmungen dieses Reichtums christlicher Motive auf knappen 166 Seiten erneut an.
Ihre Untersuchung erweist sich dabei als belesene Einführung in die in über sieben Erzählungen kunstvoll ausgestaltete Fantasiewelt rund um Narnia, in der die kindlichen und jugendlichen Protagonisten auf allerlei Fabelwesen treffen: auf böse Hexen, Zwerge, Faune und sprechende Tiere. Eine herausragende Rolle in den Romanen wie in Benders Überlegungen nimmt dabei der Löwe Aslan ein. Dieser gibt sich einem Leser, der sich die religiöse Bedeutung des Erzählten bewusst macht, als christologische Erlöserfigur zu verstehen.
Zur Vorstellung dieses und weiterer christlich religiöser Motive setzt Bender als Adressaten ihrer Untersuchung einen interessierten Laien voraus. Sowohl die Figuren und Handlungsstränge der Chroniken werden daher einführend erläutert als auch die zur Interpretation notwendigen theologischen Versatzstücke. Das hat naturgemäß zur Folge, dass nur wenige Fragen, die sich aus aktuellen theologischen wie literaturwissenschaftlichen Diskursen ergeben würden, an die Chroniken von Narnia herangetragen werden. Beachtenswert ist jedoch, dass die Autorin Lewis selbst durch die Einbeziehung seiner theoretischen Schriften und autobiographischen Notizen zu Wort kommen lässt. Hierdurch erweist sich, dass die christlich-religiösen Motive der Narnia-Chroniken keine von außen an den Text herangetragene, theologische Interpretationsleistung darstellen, sondern bewusstes Implikat eines gläubigen Christen sind.
In ihrer auf Allgemeinverständlichkeit ausgerichteten Untersuchung lässt Bender bisweilen auch die Leinwandverfilmungen der Chroniken aus dem vergangen Jahrzehnt eingehen. Das ausgewählte Film- und Bildmaterial wird dabei allerdings nicht als eigene Interpretations- und Transformationsleistung des erzählerischen Stoffes entdeckt und gewürdigt. Vielmehr wird es – und das ist bedauerlich – lediglich zur Illustration der herausgearbeiteten Motive herangezogen.
Für den in Ausbildungseinrichtungen tätigen Pädagogen lässt sich die Untersuchung Benders dennoch als gute Einführung in das Romanwerk Lewis‘ nutzen, von der ausgehend eine selbständige Vertiefung in die für eine theologische Analyse ungemein spannende und reiche Bildwelt der Chroniken von Narnia erfolgen kann.
Michael Novian
Quelle: Eulenfisch Literatur 5 (2012), Heft 1, S. 28.