Opfertod und Gewalt
Buchvorstellung - 26.05.2011
Herbert Koch
Der geopferte Jesus und die christliche Gewalt
Düsseldorf: Patmos 2009
237 S., €16,90
ISBN 978-3-491-72538-6
In höchst komprimierter Form stellt der ehemalige Superintendent des Kirchenkreises Wolfsburg, Herbert Koch, die ideologisch motivierten Missbräuche an der Verkündigung des Evangeliums dar; die – so leicht missverständliche – „Torheit des Kreuzes“ steht dabei im Mittelpunkt. Bewusst klammert der Autor Differenzierungen, die einzumahnen gutes Recht wären, aus. So gelingt ihm eine Dichte der Darstellung, die leicht zu lesen, beklemmend und aufrüttelnd ist.
Koch sieht Ursprünge der Entwicklung in der augustinischen „Erfindung der Erbsünde“ (16f) undder Sühnelehre des Anselm von Canterbury (19f). Über Ketzer-und Hexenverfolgung (28f), der (aktiven) theologischen Unterfütterung des aufkommenden „völkischen“ Gedankens (42f), „schwarze Pädagogik“ (77f) bis hin zu Kriegspredigten (107f) und den evangelikal gepushten „Kreuzzügen Amerikas“ (143f) spannt er kenntnisreich den Bogen. Den abschließenden Kapiteln, die in der Forderung: „vom gnädigen zum gütigen Gott“ (213f) münden, könnte man theologische „Ungesättigtheit“ im Verhältnis zur historischen Faktenliste vorwerfen. Doch die Literaturangaben in den „Anmerkungen“ (225f) ermöglichen es interessierten LeserInnen, sich, durch die Lektüre hellhörig gemacht, weiter – und differenziert – in das Thema zu vertiefen.
Hannelore Niedermayer
Quelle: Katholisches Bibelwerk e.V. Stuttgart, Biblische Bücherschau 4/2011