Die jüdischen Wurzeln des Christentums

Buchvorstellung - 11.05.2009

Hubert Frankemölle
Der Jude Jesus und die Ursprünge des Christentums
(Topos Taschenbuch 503)

Kevelaer: Topos plus Verlagsgemeinschaft 2003
112 Seiten
ISBN 3-7867-8503-1

Das zu besprechende „Jesus-Buch“ (8) ist im Rahmen der theologischen Erwachsenenbildung in Schule und Gemeinde über Jahre hinweg entstanden. Zu Recht unterstreicht Frankemölle in sieben Abschnitten seines Buches das Sich Bewusst Sein vom bleibenden Verwurzelt Sein des Christentums aller Konfessionen im Judentum.

Der galiläische Jude Jesus von Nazaret und seine Bewegung unter vielen religiösen jüdischen Gruppierungen (z. B. Sadduzäer, Pharisäer, Zeloten, Essener, Johannes der Täufer) ist in seinem Wirken in Wort und Tat nur unter Berücksichtigung seiner jüdischen Herkunft aus Obergaliläa als Lebenswelt verständlich. Als Jude wurde Jesus durch den liturgischen Festkalender und den Synagogenbesuch am Sabbat sozialisiert. Der so herangewachsene „Weisheitslehrer“ und „Offenbarungstheologe“ Jesus greift für seine Gleichnisse bewusst auf Alltagserfahrungen aus der Natur und des Milieus der Kleinbauern und Handwerker zurück, um so den Menschen aktualisierend den in der Thora zur Sprache kommenden Bundesgott Jahwe „pädagogisch und didaktisch plausibel“ (39) zu machen. In Galiläa und Judäa führte er Streitgespräche besonders mit den Vertretern der jüdischen Gruppen mit ihren miteinander konkurrierenden theologischen Entwürfen, die mitunter eine identische oder eine konträre Glaubensüberzeugung bzw. -vorstellung zum Inhalt hatten. Darüber hinaus pflegte er mit religiös und gesellschaftlich diffamierten Verachteten Mahlgemeinschaft und übte zudem Kritik am Tempelwesen. All dies hatte letztendlich den Konflikt mit der jüdischen Obrigkeit zur Folge und führte schließlich zu seiner Beseitigung durch Kreuzigung auf Veranlassung des Prokurators Pontius Pilatus.

Abgesehen vom Polytheismus-Verdacht seitens des Judentums wegen der Gottessohnschaft Jesu ist der Aspekt, dass der Prozess zur Hellenisierung in der frühchristlichen Zeit die spätere Trennung von Judentum und Christentum wesentlich beeinflusst hat, neu, interessant und sehr bedenkenswert. F. sieht gerade für den jüdisch-christlichen Dialog aufgrund des jüdischen Gottes- und Prophetenverständnisses einen möglichen „Zugang zum Verstehen des christlichen Glaubens an Gottes Handeln in und durch Jesus von Nazaret“ (106).

Möge diese „Message“ von F. sowohl bei den Christen als auch bei den Juden im wahrsten Sinne des Wortes Schule machen.

Manfred Diefenbach

Quelle: Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg 35 (2006), Heft 2, S. 86.

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