Rainer Oberthür legt ein Jesusbuch vor, das bei den Fragen ansetzt, die Jesus stellt und die ihm gestellt werden.
Rainer Oberthür:
Jesus. Die Geschichte eines Menschen, der fragt
München (Kösel) 2021
ISBN 978-3-466-37282-9
103 Seiten mit grafischen Elementen
18 EURO
Rainer Oberthür ist sich bewusst, dass er vielen bereits vorhandenen Jesus-Büchern eines hinzufügt und fragt sich, welches ein Ansatz wäre, der bisher noch nicht gegangen wurde. Er findet einen solchen Ansatz, indem er die 220 Fragen in den Mittepunkt stellt, die Jesus nach den Geschichten der Evangelien stellt, ferner die Fragen, die an Jesus gestellt werden, und Fragen, die wir Heutigen uns stellen. So entstehen 33 kurze Kapitel. Mit Ausnahme der beiden ersten und der beiden letzten Kapitel sind diese nach einem festen Schema aufgebaut: Eine Frage – zum Beispiel „Wie viele Brote habt ihr?“ [Markus 6,38] - und eine Überschrift – im Beispiel „Vom Wunder gemeinsamen Teilens“ – bringen auf den Punkt, um welche Stelle es im Kapitel geht, und diese Geschichte wird dann von Oberthür frei nacherzählt und kommentiert.
Die Geschichten sind aus allen vier Evangelien ausgewählt mit einem Schwerpunkt im Markusevangelium. Die Auferstehung Jesu bildet gleichsam einen Rahmen um die anderen Geschichten, denn Kapitel 2 widmet sich der Emmausgeschichte [Lukas 24,13-35], und Kapitel 31 der Begegnung des Auferstandenen mit Maria Magdalena [Johannes 20-11-18]. Ansonsten werden Auswahl und Abfolge der Evangelienstellen weiter nicht begründet.
Oberthür schlägt einen poetischen Ton an. Das wird unterstrichen durch die grafische Gestaltung des Buches, die auf jeder Seite den ersten Satz zu illustrieren scheint: „Ein Leben lang rudern wir auf dem Meer der Fragen.“
Im Religionsunterricht ab Stufe 7 könnte man die einzelnen Kapitel des Buches als Hinführung zu den ausgewählten Geschichten der Evangelien einsetzen. Aber die gemeinsame Erarbeitung der Originaltexte wäre dem meiner Ansicht nach vorzuziehen.
Eine Rezension von Karl Vörckel